Lesen bildet, heißt es. Viele Eltern lesen ihrem Nachwuchs deshalb vor, allerdings erst, wenn das Kind ein gewisses Alter hat. Babys dagegen bekommen viel zu wenig vorgelesen.
55 Prozent aller Eltern lesen ihren Kindern in den ersten zwölf Monaten nicht regelmäßig vor und in 28 Prozent der Familien ist das sogar innerhalb der ersten drei Jahre nicht der Fall.
Das sind die beiden zentralen Ergebnisse der Vorlesestudie 2017, die die Stiftung Lesen erst kürzlich veröffentlicht hat. Wo in den den vergangenen zehn Jahren überwiegend sie Situation von Kindern und Jugendlichen unter die Lupe genommen wurde, lagen bei der diesjährigen Studie die Kleinsten im Fokus der Forscher. Zum ersten mal konnten repräsentative Daten zum Vorlesen im Alter von drei Monaten bis drei Jahren erhoben und dabei festgestellt werden, dass Eltern oft nicht wissen, wie früh sie ihren Kindern vorlesen und vor allem, was sie ihnen vorlesen können. Ein gutes Drittel der Eltern weiß nicht genau, wann der richtige Zeitpunkt ist, um mit dem Vorlesen anzufangen. Fast ebenso viele Eltern sehen die ausreichende Konzentrationsfähigkeit ihres Kindes als entscheidende Voraussetzung für das Vorlesen an und sind sich nicht sicher, wie sie diese einschätzen können.
Die Stiftung Lesen empfiehlt Eltern, so früh wie möglich mit dem gemeinsamen Betrachten und Vorlesen von Büchern zu beginnen. Studien zur Wirksamkeit des Vorlesens zufolge sollte es bereits im ersten Lebensjahr des Kindes zu einem festen Bestandteil des Tagesablaufs werden. „Gerade Eltern von kleinen Kindern wissen zum Teil nicht, was sie vorlesen sollen.“, Dr. Jörg F. Maas, Hauptgeschäftsführer der Stiftung Lesen.
Einem Viertel der Eltern, die ihrem Kind bereits im ersten Lebensjahr vorlesen, fällt es oft schwer, die richtige Buchauswahl zu treffen und wünschen sich Hilfe dabei. „Viele Eltern knüpfen das Vorlesen an bestimmte Fähigkeiten der Kinder – dabei stärkt das Vorlesen genau diese Fähigkeiten“, so die Studienleiterin Dr. Simone Ehmig. „Weder muss sich ein Kind bereits länger konzentrieren noch gar sprechen können, damit es vom Vorlesen profitiert.“ Dr. Rainer Esser, Geschäftsführer ZEIT Verlagsgruppe ergänzte dazu: „Viele Eltern warten länger als nötig mit dem Vorlesen – und hören auch zu früh wieder damit auf. Gerade in den ersten beiden Schuljahren brauchen Kinder die Unterstützung ihrer Eltern, um Freude am Selberlesen zu entwickeln.“
Weitere Ergebnisse der Vorlesestudie 2017 zeigen, dass den befragten Eltern eine gute, vielseitige Bildung ihrer Kinder besonders wichtig ist. Diese wird am häufigsten als Erziehungsziel genannt (86%), noch vor gutem Benehmen und Umgang mit Geld (83% und 79 %). Gute Lesefähigkeiten sind 71% der Eltern besonders wichtig, fast ebenso vielen wie eine gesunde Lebensweise (72%). Und: 91% der befragten Eltern schreiben dem Vorlesen einen großen bzw. sehr großen Einfluss auf die Entwicklung der Kinder zu.
Lesen muss Spaß machen!
Das steht in unserem Motto und findet sich auch als These in der aktuellen Vorlesestudie wieder: „Mit dem Vorlesen können Eltern nicht früh genug anfangen. Ohne Lesekompetenz kein Erfolg in der Schule und im Job. Besonders junge Familien sollten daran Spaß haben und die Lesefreude früh an ihre Kinder weitergeben“, so Antje Neubauer, Leiterin des Fachkuratoriums Bildung der Deutsche Bahn Stiftung.
Erwachsene sollen gerne mit Kindern lesen und das und vieles andere wollen wir mit Bücherpartys unterstützen. Unsere Bücherfeen beraten Erwachsene professionell bei der Auswahl der richtigen Literaur, die auch schon die kleinsten Kinder anspricht, fördert und auf das Leben neugierig macht. Sie zeigen sorgfältig ausgwählte Bücher und Hefte, die gemeinsam mit dem eigenen Kind oder auch anderen Kindern gelesen werden können und damit einen wertvollen Beitrag zum ersten Bildungsauftrag der Erwachsenen legen.
Videoquelle: SWR Aktuell, Beitrag vom 24.10.2017, 16:00 Uhr